· 

Darmstädter Turmgeschichten

Darmstadt hat viele interessante "Turmpersönlichkeiten" zu bieten:

Neben dem allseits beliebten Hochzeitsturm, dem Weißen Turm, dem Spanischen Turm, dem Turm der Stadtkirche, dem Hinkelsturm, gleich zwei Pützertürme... In meinem Buch "Darmstädter*innen" leiten diese liebenswerten Turmpersönlichkeiten die verschiedenen Kapitel ein.
Hier  zum "Reinschnuppern" ein Intro zum Hochzeitsturm:

Als ich 1985 für die Aufnahmeprüfung zum Designstudium nach Darmstadt kam, sah ich beim Aufstieg über die Mathildenhöhe den Hochzeitsturm zum ersten Mal und war irritiert von der ungewöhnlichen Form.
Schön fand ich ihn nicht aber irgendwie dachte ich damals, hier könnte ich leben... damals ahnte ich nicht, wie oft ich diesen Turm später zeichnen sollte!

 

Der Hochzeitsturm – ein Symbol für die einmalige Zusammenarbeit eines Fürsten und eines Architekten:
Großherzog Ernst Ludwig und Architekt Joseph Maria Olbrich ließen eine Vision wahr werden, die 2021, viele Jahrzehnte später, mit der Aufnahme im Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde. Denn Ernst Ludwigs Visionen gingen weit über die heute sichtbare Bestandsarchitektur auf der Mathildenhöhe hinaus. Er suchte den geistigen Austausch auf unterschiedlichsten Ebenen und brachte Künstler, Literaten und Philosophen nach Darmstadt. Er war für viele Strömungen offen und wurde so zum Motor eines kulturell regen Klimas.

Die traumatischen Erfahrungen des Ersten Weltkriegs wurden genreübergreifend im Expressionismus verarbeitet. So wurde bereits von Juni bis September 1920 die bedeutende Ausstellung „Deutscher Expressionismus“ von der Darmstädter Sezession auf der Mathildenhöhe gezeigt, wobei der Begriff „Expressionismus“ sehr offen ausgelegt wurde. So wurden auch Werke von Kubisten, Futuristen, Dadaisten, Konstruktivisten und Vertreter der Neuen Sachlichkeit gezeigt.

Trotz der schweren Jahre des zweiten Weltkriegs und der Gleichschaltung durch das NS-Regime lebt die Energie der Künstlerkolonie in der Neuen Darmstädter Sezession, den Ferienkursen für neue Musik und dem facettenreichen Kulturspektrum Darmstadts bis heute weiter.