Lieber Erich,
was du hier siehst, ist der Tisch von meinem lieben Kollegen Damjan, der alle Postkarten unserer Kästner-Aktion fleißig ausgebreitet hat – und ein Detail von seiner ersten Postkarte an den
Verlag ;-)
Heute geht es um dein Gedicht: "Zur Fotografie eines Konfirmanden" und ich denke da an meine eigene Konfirmation zurück...
Herrjeh, was für ein Spektake! Drei Erlebnisse haben sich mir eingebrannt: Zunächst – das Kleid – wir befinden uns, lieber Erich, 1980 in der Zeit der Friedensbewegung. Das
heißt strickende Männer, viele Räucherstäbchen und Duft-Tees. 1: Statt einen dunklen Samtrock zu tragen, entschieden sich meine Figur
sowie mein unkonventionelles Elternhaus für ein indisches Flatterkleid, bedruckt mit goldenen Elefanten. 2: Damit schwebte
ich auf neuen, ungewohnt glatten Ballerinas am Altar vorbei, um genau davor auszurutschen und zu Fall zu kommen. 3: Schon
immer hatte ich einen engen Zugang zum Reich der Märchen und Mythen – und so glaubte ich ernsthaft daran, dass während der Konfirmationsfeier, die Erleuchtung in irgendeiner Form
über mich kommen würde – diese blieb aber aus.
Stattdessen erhielt ich fünf Teeservice, etliche Hand- und Taschentücher sowie ungezählte Karten mit den "Betenden Händen". Tatsächlich bin ich in der Kirche "geblieben" –
wahrscheinlich warte ich immer noch auf die Erleuchtung.
Alles Liebe und bis bald,
Deine Nicole