Der 1. Mai war in diesem Jahr ein sehr trauriger Tag.
Jürgen Wuchner, Kontrabassist und dynamisches Herz der Darmstädter Jazzszene verstarb unerwartet.
Ein Verlust, der durch die Corona-Pandemie merkwürdig abgedämpft wurde: Keine Konzerte, keine Conceptions-Workshops, Trauern im kleinen Kreis, keine Möglichkeit der Verabschiedung.
Erst der „Darmstädter Jazzherbst", der dieses Jahr zu Ehren Jürgen Wuchners stattfand, bot eine Gelegenheit, „0ffiziell" an den Mann zu erinnern, der so viel für die Darmstädter Jazzszene getan hatte.
Innerhalb einer Band steht der Bassist für Kontinuität und Dynamik – Jürgen Wuchner agierte stets vermittelnd und verbindend: Er integrierte Menschen und brachte sie zusammen – in Darmstadt und weit darüber hinaus. Er war immer präsent, ein wunderbarer Musiker mit Humor, Klugheit und großer Erfahrung.
Nein – ich habe Jürgen nicht mehr richtig kennenlernen können, aber seine Integrationskraft habe
ich selbst erleben dürfen. Dank ihm konnte ich als Zeichnerin bei den Conceptions 2019 dabei sein und als Jazz-Greenhorn lernte ich viel
dazu. Für mich ein unvergessliches Erlebnis.
Oft skizzierte ich Jürgen auf Konzerten, nebenbei, eher flüchtig – er schien ja immer da zu sein, ich meinte,
Zeit zu haben.
Sein Tod Anfang Mai stellte mich vor die Frage, ob ich ihn für meinem Kalender porträtieren sollte. Es war alles noch so „frisch", die Trauer noch gar nicht abgeschlossen und ich sah mich doch eher als
Außenstehende. Ich fragte mich, ob ich das „Recht " dazu
hatte. Aber ich wollte ihn in meinem letzten Kalender als herausragende Persönlichkeit aufnehmen. Es war nicht leicht, aber ich freue mich nun, dass
jetzt auch Menschen von ihm erfahren, die eben nicht zur Jazzszene gehören.
Besonders herzlich danke ich Monika Schießer-Wuchner, die trotz ihrer Trauer die Größe hatte, mir „mein" Bild von Jürgen zuzugestehen und Wolfram Knauer für die Unterstützung beim Text.
Der „Darmstädter Jazzherbst" fand dieses Jahr unter Einhaltung der Corona-Regeln in der Bessunger Knabenschule
statt, mit entsprechend kleinem Publikum und großem Abstand. Nach Abschluss der Konzerte sah ich dorthin, wo normalerweise die Bistrotische stehen und eben auch Jürgen anzutreffen war...
Der Platz war leer.
DANKE – JÜRGEN!