Irgendwie muss ich hungrig gewesen sein, als ich mich in den 90-er Jahren an die Entwicklung eines neuen Illustrationsstils machte... Kein Wunder – denn damals ging es um eine neue Bildsprache für das LOKALES in Darmstadt. Der Anblick der Speisekarte regte den Appetit an und ehe ich mich´s versah, begann ich, in Erinnerung an alte Kindergartenzeiten, Kartoffeln zu schnitzen.
Ich suchte einen plakativen Stil, der sich leicht einscannen und kostengünstig einfärben ließ und der mir doch eine gewisse Flexibilität beim Gestalten ließ.
Kollegen und Kunde waren glücklich und so wurde die Pizzeria mit einer fröhlichen Serie von Illustrationen neu eröffnet.
Irgendwie freuten sich auch andere Kunden an diesem Stil und es kamen unterschiedlichste Aufträge zusammen.
Ich schnitzte alles: Adam und Eva, Baumwollpflücker, Astronauten, Dinosaurier, Tapire, Karotten, Platzhirsche und Tomaten.
Mit der Zeit hatte ich mir einen ziemlich großen Katalog mit Hunderten unterschiedlichsten Motiven erarbeitet.
Höhepunkt dieser Kartoffelmania war die Entwicklung einer Serie von Illustrationen, die die vom Regierungspräsidium Darmstadt initiierte Ausstellung „Der Wald im Rhein-Main-Gebiet" mit einer starken Bildsprache bestückte. Von der Gestaltung der Tafeln bis zu wissenschaftlichen Grafiken, alles mittels Kartoffeldruck :-)
Aber irgendwann hatte ich genug von all den Kartoffeln und ich wendete mich anderen Techniken zu, bis mich ein Freund darum bat, beim TAG DER DRUCKKUNST am 15.3.19 meinen Kartoffeldruck wieder zum Leben zu erwecken. Nun ist das natürlich etwas anderes, Originaldrucke auszustellen und nicht mit beliebig vergrößerbaren Scans zu arbeiten. Was ich aber an den Originaldrucken sehr schön finde, ist ihre lyrische Seite. Man kann sehr zart mit Farben spielen und das macht auch einen Reiz dieser Technik für mich aus. Allerdings bleibt das Format eher klein oder man muss bewusst mit Abfolgen arbeiten.
Es hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht und meine Kartoffelmusiker habe ich besonders ins Herz geschlossen. Da fällt es auch mal schwer, den Druckstock in den Müll zu werfen... Andererseits ist gerade diese Vergänglichkeit das Reizvolle für mich!
Und ich hoffe, dass sich meine schlichten Bilder mit etwas Würde neben den großen Kollegen der Radierung, des Linolschnitts und anderer Drucktechniken behaupten können :-)