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EINSAMKEIT – Diboche

Dedicated to my friends and family

Wenn ich als Zeichnerin unterwegs bin, reise ich allein. Das macht Sinn, weil ich mich dann ganz auf meine Themen konzentrieren kann.
Und ich nehme beim Alleinreisen vieles intensiver wahr, was mir wichtig ist  –  aber das hat eben auch mal seine Schattenseiten.
So kam ich im Everest-Gebiet nach Diboche auf 4.410 m und blieb dort zwei Tage zum Akklimatisieren. Heiligabend verbrachte ich in netter Gesellschaft in meiner Lodge. Am nächsten Tag kletterte ich noch auf ca. 4.800 m und eigentlich schien alles in Ordnung zu sein. Ich hatte viel in Ruhe gezeichnet und fühlte mich gut.

Aber in der Nacht ging es los. Die Höhenkrankheit machte sich bemerkbar. Mein Herz schien immer wieder auszusetzen und ich traute mich nicht mehr zu schlafen.

Das braucht kein Mensch. 
Dann ist es gut zu wissen, dass es auf der anderen Seite der Welt Menschen gibt, die einen gern haben.

Und so ein albernes Handy, das wegen der Kälte maximal nur eine Stunde läuft und sowies0 nur FB zulässt, wird dann zur einzigen Verbindung mit der geliebten Welt.

Am nächsten Tag stieg ich dann sofort ab und mein Herz beruhigte sich.

 

Dafür startete der Zahn durch. Und auch hier war ich wieder froh, das ich rudimentären Kontakt zu meinen Lieben hatte.

Dennoch: Solche Momente gehören dazu und sie gehen auch wieder vorbei. Und letztendlich zeigen sie einem auch, das man doch Einiges an Stärke hat und das tröstet.
Natürlich schmeichelt es mir, wenn Leute meinen „Mut" bewundern, allein zu reisen. Aber das ist eigentlich nicht nötig. Ich habe Nepal als ein sehr angenehmes Reiseland empfunden und ich bin überall als Frau allein reisend mit Freundlichkeit und Achtung empfangen worden. Ab und zu waren mein Aquarellkasten und der Künstlerstatus eine Art „Sonderbonus", der mir Türen öffnete.
Im Großen und Ganzen habe ich mich immer sicher gefühlt.

Allerdings habe ich auch keine Risiken gesucht. Ich bin gerne auf Nummer Sicher gereist und würde sofort wieder zur nächsten Reise aufbrechen, wenn ich es könnte. Nun, vielleicht ist mein nächstes Ziel ja Indien.