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Geschichte zu einem Bild - Wilhelm Leuschner

Durch Wilhelm Leuschner hat das Verb „stehen" ein neue Bedeutung für mich erhalten: Anstand, Widerstand, Standhaftigkeit. Für mich steht er für: Menschlichkeit, Bildung, Kultur, Vernetzung, Kommunikation, Gemeinschaft, Solidarität. Er geht in den Widerstand gegen Willkür, Intoleranz, Dummheit und Brutalität. Er stellt sich vor seine Mitarbeiter und Kollegen, er steht zu seinen Werten trotz andauernder Repressionen der Nationalsozialisten. Er steht bis zum Schluss für Kultur und Menschlichkeit gegen ein totalitäres Regime. 

Und so habe ich mich auch in den letzten Tagen meinem Thema „gestellt". Nach vielen Skizzen lasse ich „meinen" Leuschner vor all dem stehen, das für ihn schützenswert ist:

symbolisch das Ständehaus, das alte Gewerkschaftshaus, das Staatstheater usw.. Er steht ruhig, ohne große Gesten vor den schablonenhaften, brüllenden Nazis  -  Würde braucht keine große Gesten. Im Hintergrund der brennende Reichstag, aber auch ein Zeppelin und ein Segelflugzeug an der Wasserkuppe. Unter anderem hatte er sich ja auch für einen Zeppelinflughafen bei Griesheim und den Segelflugplatz in der Rhön eingesetzt. 
Sicher werde ich in den nächsten Woche noch etwas an dem Bild feilen, aber das sind eher Details. Auch der Text ist noch nicht fertig.

 

 

Braune Flut
Ich kann kaum sagen, wie zuwider es mir war, Hakenkreuze zu zeichnen. Es war mir so zuwider, dass ich vollkommen übersah, dass der Nazigruß mit der rechten (ist ja logisch) und nicht mit der linken Hand ausgeführt wurde. Also musste ich nochmal alles umzeichnen, siehe Bild oben :-).
Ich habe mich dann zusammengerissen.

Feedbackrunde

Mittlerweile habe ich das Bild weiter überarbeitet. Missverständnisse vermeiden - das ist hier Thema. Also habe ich noch einmal neu gezeichnet und denke, dass es so verständlicher ist :-)

Rote Nelken

Als mein Opa, ein alter sozialdemokratische Kämpfer, der wegen seiner Parteizugehörigkeit zur SPD im dritten Reich seine Arbeit verloren hatte, starb, wünschte er sich als Blumenschmuck lediglich drei rote Nelken auf seinem Sarg. Daran musste ich denken, als ich die Nelken auch Leuschner in die Hand drückte. Blumen als Zeichen des Widerstandes. 

 

Faszination Wilhelm Leuschner

Für mich steht Leuscher für die Sehnsucht nach „Anstand", einer Eigenschaft, die ich heutzutage immer mehr vermisse. Wenn ich daran denke, für welche Werte Leuschner und auch mein Opa seinerzeit gekämpft haben: Gerechtigkeit, faire Löhne und Arbeitskonditionen und wenn ich sehe, wie diese Rechte heute Stück für Stück immer weiter abgebaut werden und das in einer wohlhabenden Gesellschaft, in der dies eigentlich gar nicht nötig wäre, schäme ich mich. Aber ich schöpfe auch Mut!
In diesem Sinne: Danke, Wilhelm Leuschner!