Ein freundlicher Hauch liegt in der Luft. Der Yeti tritt aus seiner versteckten Höhle und schnuppert. „Einmal hinabsteigen, einmal nach unten gehen, einmal sehen, ob es
unten im Tal schon so etwas wie Frühling gibt", denkt er und beschließt, es zu versuchen und nach langer Zeit wieder in die Nähe des kleinen Tals unterhalb seiner Höhle
hinabzusteigen.
Das geht auch eine ganze Weile gut. Die Luft ist klar, ein paar Wölkchen sind zu sehen und der Schnee scheint weicher als sonst. Er ist schon eine Weile unterwegs, da hört er plötzlich Stimmen.
Er erschrickt, will zurückweichen, gleitet aber aus und rutscht hilflos wie eine großes Pelzkissen den Abhang hinunter. Dabei brüllt er vor Schreck und landet zu seinem Entsetzen
vor einem Trupp Menschen. Er weiß es nicht, aber es sind Forscher und Journalisten, die nach ihm suchen. Die Menschen schreien, grelle Lichter von Kamerablitze leuchten auf und in seiner Panik
kugelt, rollt und stürzt der Yeti weiter bergab. Zum Glück fängt es jetzt wieder an zu schneien und der Schnee versperrt der Forschergruppe die Sicht. Er rollt und rutscht bis er
ungebremst an einer harten Holzwand anstößt: die Tür von einer kleinen Hütte. Der Yeti sieht vor Schmerz Sterne, hinter ihm hört er die schreienden Menschen. Da öffnet sich
die Tür und ein kleines Scherpa-Mädchen sieht heraus. Sie sieht das plüschige, unglückliche Fellmonster, hört die lauten Stimmen und hat Mitleid. Sie lässt den Yeti in ihre
Hütte. Der Yeti sieht so ängstlich aus.
Der fallende Schnee verwischt die Spuren und die Forscher und Reporter stürmen an der kleinen Hütte vorbei. Die beiden sitzen in der Hütte und hören, wie die Stimmen leiser und leiser werden. Als
es Nacht wird lässt das kleine Mädchen den Yeti wieder heraus und schenkt ihn zum Abschied eine kleine Bergtulpe. Dankbar schleicht der Yeti wieder davon und ist froh, als er
wieder an seiner Höhle angekommen ist. Er sitzt vor der Höhle, hält die Bergtulpe in der Hand und ist glücklich, dass er das kleine Mädchen kennen gelernt hat.
Die Forscher und Journalisten dagegen finden nur einen Schatten auf den überbelichteten Aufnahmen und da alle Spuren verweht sind, sind sie nicht sicher, ob sie nicht doch einfach einen
Bären gesehen haben.
Als Kind gab es für mich 3 große Themen, die mich faszinierten: Die Ufos, Nessi von Lochness und der Yeti.
Heute kommt einem das alles etwas verstaubt vor und ich weiß nicht, wer heute eigentlich noch bei Nepal an Yetis denkt :-). Aber während meiner Gedankenreise nach Nepal komme ich natürlich auch
zum Yeti.
Yetis, das sind diese fiktiven 2m-großen, stark behaarten, plüschigen Schneemenschen, die von etlichen Forschungs-Expeditionen, unter anderem Reinhold Messner verfolgt
wurden.
Bei meinem Lesen der nepalesischen Märchen bin ich auch auf ein paar Yeti-Geschichten gestoßen. Da ergeht es den Yetis überhaupt nicht gut und man wundert sich nicht, dass sie es vorgezogen
haben, auszusterben. Da führen schlaue Nepalesen, die sich von Yetis beobachtet wissen, Scheinkämpfe mit Holzschwertern aus. Sie ziehen sich zurück und hinterlassen richtige Schwerter.
Freudig stürzen sich die Yetis darauf und wollen die Menschen nachahmen - leider mit traurigem Ende. Auch in anderen Geschichten ahmt ein Yeti einen Menschen am Feuer nach, der sich mit einer
brennen Kiefernfackel an den Beinen entlangfährt, mit unschönem Ergebnis für den armen behaarten Yeti. Also alles eigentlich nicht so schön.
Daher habe ich mir lieber meine eigene Geschichte ausgedacht.